Geschichte

Die Neuenhagener Umgebung war wegen der günstigen Bedingungen schon seit Jahrtausenden ein Siedlungsschwerpunkt. Die Stämme der Jungsteinzeit hinterließen aus Feuerstein hergestellte Werkzeuge. Aus der Zeit von 1400 v. u. Z. stieg die Zahl der Fundplätze und lässt auf einen Bevölkerungszuwachs schließen. Die Toten wurden verbrannt und die Asche in Urnen beigesetzt.

Durch den niedrigen Wasserstand und ein relativ trockenes Klima war unser Gebiet von der Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit sehr siedlungsgünstig. Funde bei Altglietzen, Gabow und Neuenhagen belegen dies. 1997 wurden bei Grabungen am Waldrand zu den Wiesen Richtung Oderberg die ältesten Spuren eines Auftragbodens in Norddeutschland gesichtet. Die etwa 800 v. u. Z. lebenden Menschen gaben sich mit den natürlichen Bodenverhältnissen (Sandboden) nicht zufrieden und haben andere Erde aufgetragen, also eine Art Düngung. Es wurden so viele Keramikscherben gefunden, dass auf eine eigene Produktionsstätte geschlossen werden darf.


Zu Beginn unserer Zeitrechnung siedelten hier Germanen, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Römische Fundstücke wie Münzen, Metallgefäße u. a. lassen auf Handel bzw. Kriegsbeute schließen.


Die germanische Völkerwanderung mit ihrem Höhepunkt im 5. und 6. Jahrhundert veränderte einschneidend die Besiedlung und die Besitzverhältnisse. Die einst ansässigen Semnonen ließen ein menschenleeres Land zurück. Eine geringe Restbevölkerung vermischte sich mit den seit dem 6. Jahrhundert westwärts drängenden Slawen, den Stämmen der Obodriten, Wilzen und Lusitzer. Stammesmittelpunkte waren u. a. Lebus, Köpenick, Brandenburg. Ortsnamen slawischen Ursprungs sind Bralitz, Gabow und Hohenwutzen. Der erste Ort, der aus dieser Zeit bekannt ist, war das Städtchen Zehden. Es war damals ein bedeutender Handelsplatz, zumal die Oder damals bis an die Stadt heranreichte. Die Slawen bauten Burgen, so auch auf der Höhe von Oderberg.


Unter den sächsischen Königen Heinrich I. und Otto I. begann die Eroberung bzw. Rückgewinnung der slawisch besiedelten Gebiete zwischen Elbe, Saale und Oder. 938 setzte Otto I. Gero als Markgraf über die Nordmark ein. Graf Wichmann, ein Verwandter Geros, nutzte die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Pommern und Polen, um den pol- nischen Herzog Mieczko I. der deutschen Herrschaft zu unterwerfen. Geros Nachfolger Markgraf Udo, auch Odo oder Hodo genannt, erhielt auch die Oberaufsicht über Mieczkos Reich. 966 führte dieser das Christentum in seinem Reich ein. Zwischen Udo und Mieczko I. entstand ein Zwist, in dem Udo 972 eine schwere Niederlage erlitt (bei Zehden?). Otto I. schlichtete 973 auf dem Reichstag zu Quedlinburg den Streit.

983 entrissen die Wenden in einem großen Aufstand den Deutschen wieder das Gebiet zwischen Elbe und Oder. Mieczkos Sohn Boleslaw I. ist der Gründer eines mächtigen Polenreiches, das bis zur Havel und Spree und im Norden bis an die Ostsee reichte, also die Pommern mit einschloß. Boleslaw I. baute die Unabhängigkeit vom Deutschen Reich weiter aus. Kaiser Heinrich II. (1002-1024) führte mehrere missglückte Kriege gegen Boleslaw.


Nach dessen Tod eroberten die Pommern wieder die Kastellanei Zehden bis zur Unterwerfung durch Boleslaw III. Zwist zwischen den Nachfolgern führte zur Landesteilung. 1229 eroberte Wladislaw Odonicz die Neumark. Er rief den Templerorden ins Land, der deutsche Bauern ansiedeln sollte. 1234 mußte W. Odonicz dem Herzog Heinrich I. von Schlesien das Land überlassen. 1236 kam die Kastellanei Zehden zu Schlesien. Nach Heinrichs Tod eroberte Barnim I. wieder das Land Zehden, das also wieder zu Pommern gehört. Herzog Barnim I. rief um die Mitte des 13. Jahrhunderts Cistercienser Mönche aus dem Kloster Lehnin ins Land.


Markgraf Albrecht der Bär eroberte 1167 das Land der Lutizen und begründete damit die Mark Brandenburg. Nach der Rechtslehre des Mittelalters gehörte das eroberte Land dem Fürsten. Er teilte es auf und ein, da er es nicht selbst bewirtschaften konnte. Er vergab die Ländereien als Lehen an verdiente Personen ritterlichen Standes, die dem Landesherren Ab- gaben und Kriegsdienste leisten mussten. Die Ritter vergaben ihrerseits Teile des Lehens an Bauern, von denen sie gewisse Dienste und Abgaben verlangten.

Im Jahre 1242 überschritten die brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. mit Heeresmacht die Oder, um das Land jenseits der Oder, die „terratrans Oderam“, zu erobern. Als Stützpunkte gründeten sie Städte und erreichten in etwa 60 Jahren, dass die Neumark wieder deutsches Land war.


Über Klostergründungen und den ins Land gerufene Templerorden förderten pommersche und polnische Fürsten die innere Kolonisation, riefen deutsche Bauern in das Land und sicherten so auch die Handelswege. (Barnim I. und W. Odonicz)

Die Slawen waren noch lange Zeit zahlenmäßig der deutschen Bevölkerung überlegen, mussten aber die deutsche Einteilung der Feldmark in Hufen und die Abgaben der deutschen Siedler übernehmen.

1311 wurde der Templerorden vom Papst aufgehoben, der Besitz fiel dem Markgraf Waldemar zu.


Neuenhagen und die umliegenden Dörfer gehörten zum Land Bärwalde. Durch Krieg und Heirat gelangten die Länder Bärwalde und Königsberg 1255 in den Besitz der brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. Königsberg wurde 1244 erstmals erwähnt. Ursprünglich war dort eine slawische Siedlung mit Burgwall.


Seit Beginn des 13. Jahrhunderts setzte eine zunehmende Vernässung des Oderbruchs und damit ein Anstieg des Wasserstandes ein. Ein Teil der alten Siedlungen wurde von den Bewohnern verlassen. So erwuchs eine mit Auenwald bewachsene Landschaft mit Seen, Sümpfen und unzähligen Wasserläufen. Seit dem 14. Jahrhundert waren die Dörfer des Niederoderbruchs fast ausnahmslos von Fischern bewohnt. Als regionale Zentren entwickelten sich mehr und mehr Freienwalde und Wriezen. Vrienwolde wurde 1316 erstmalig erwähnt, Wriezen 1247.


1337 endeten die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Markgrafen von Brandenburg und den Herzögen von Pommern und Polen um die „terra Königsberg“. Die Anlage des Landbuches Ludwig des Älteren von 1337 war die Grundlage für die Landsteuern und damit die erste urkundliche Erwähnung von Neuenhagen und der umliegenden Dörfer.


Neuenhagen ist aus einer alten Siedlungsstelle entstanden.


Der erste Besitzer (Lehensmann des Landherren) war Nicolaus Witte (Albus Witte) aus einem alten Burgmannengeschlecht zu Zehden. 1350 übernahm die Ritterfamilie von Mörner (Stammsitz in Mohrin) den ganzen Besitz der Wittes, zu dem auch der Fährkrug gehörte, die vier Dörfer Glitzen (Altglietzen), Gralizen (Bralitz), Grabow (Gabow) und Botzow (Hohenwutzen) und sein Hof Nienhoff (Neuenhagen). Zwischen Freienwalde (Kurmark) und der Flußhalbinsel Neuenhagen lag der Hechtsee, ein Überschwemmungsgebiet. Der Fährbetrieb zwischen Kurmark und Neumark war für die Besitzer des Fährkruges eine gute Einnahmequelle. Für einen Wagen mit zwei Pferden wurden 8 Groschen, für einen Wagen mit vier Pferden 10 Groschen, für eine Person zu Fuß 6 Pfennige verlangt. Nachdem Caspar II. von Uchtenhagen im Jahre 1542 von Freienwalde her einen Damm in den Hechtsee (1500 Schritte) schütten ließ (jetziger Weidendamm), verringerte sich die Fährüberfahrt um die Hälfte.

Der Fährkrug wurde 1696 für 450 Taler von Sophie, geb. von Platkow, Witwe des Erbherrn auf Ranft Otto Balthasar von Bomsdorf, gekauft.

1697 zu Zeiten des Amtmanns Johann Engel auf Neuenhagen wird der Fährkrug mit 5 Zimmern im Erdgeschoß neu erbaut.


Es folgte das Geschlecht der Uchtenhagen, das mit den Wedels und Jagows genealogisch zusammen gehört. (Der erste Uchtenhagen ist wahrscheinlich Arnold v. Uchtenhagen gewesen, der 1316 vom Markgrafen Waldemar das Schloß Meseritz erhielt.)

Sie kamen aus der altmärkischen Wische von der Burg Uchtenhagen.

Ihr Wappen: silbernes Feld mit rotem Rad.

Um 1370 erhalten die Uchtenhagen Freienwalde, Sonnenburg und Neuenhagen als Lehen für Dienste an den Landherrn.

1442 verkaufte Sigismund die Neumark an den Deutschen Ritterorden. In der Urkunde vom 29. September 1402 wird das Gebiet erstmalig die „Neumarke obir der Odir“ genannt. Nach dem Niedergang des Ordens (Schlacht bei Tannenberg 1410) erlebte die Neumark schwere Zeiten. Räuberbanden u. a. die von Wedel, drangsalierten das Gebiet.


1353 erlaubte Ludwig der Römer den Uchtenhagen auf dem Werder bei Oderberg ein festes Haus anzulegen, den Bärenkasten. (Burg Bärenkasten bei Oderberg 1637 von den Schweden belagert, aber nicht erobert. Dafür Stadt Oderberg niedergebrannt. Im 18. Jahrhundert wurde die Festung geschleift.) Oderberg war Mittelpunkt des so genannten Königsweges, der von

Hohenfinow über Niederfinow, Lüdersdorf, Burg Stolpe, Schwedt nach Norden führte.


1231 wird Odelberghe genannt, mit der Albrechtsburg auf der Oderhöhe. Niederfinow, einst Städtchen Oderberg und wichtige Land- und Wasserzollstätte für Kaufleute aus Frankfurt, Berlin und Pommern. 1317 verlegte Markgraf Waldemar den Zoll- und Knotenpunkt nach Eberswalde.


Nachgewiesen ist, dass 1480 Caspar von Uchtenhagen und sein Neffe Matthias in Neuenhagen wohnten. Matthias II. war 1492 Hauptmann von Angermünde und 1505


Landvogt der Neumark. Dessen Sohn, Werner von Uchtenhagen, erbaute 1575 das Schloß in Neuenhagen, heiratete 1576 Emerentia von Schöning und fiel 1578 im Zweikampf.

Bis 1604 herrschten die Uchtenhagen über ihren großen Besitz. Weil das Geschlecht auszusterben drohte, verkaufte Hans von Uchtenhagen 1604 den Besitz für 25000 Taler an den  Kurfürsten. Der letzte Uchtenhagen bewohnte mit seiner Frau Sophie von Sparr das Schloß Freienwalde, gest. 1618.

1613 schenkte der Kurfürst die Herrschaft Neuenhagen seiner Gemahlin als so genanntes Nadelgeld.

Es wurde das Amt (Domäne) Neuenhagen geschaffen.

Aus einer Urkunde über die Aufhebung der Erbuntertänigkeit in Neuenhagen aus dem Jahre 1814:

Die Bauern und Kossäthen in Neuenhagen waren dem ständischen Amte Neuenhagen dienstbar. Die Insel Neuenhagen, Freienwalde, Tornow, Kietz, Sonnenburg und Torgelow waren ursprünglich im Besitze der Familie Uchtenhagen gewesen. Folgende Bauern und Kossäthen erhalten ihre Höfe als freies Zinseigentum:


Die BauernChristian Maue

Christian Püschel

Friedrich Seltenheim

Die KossäthenMartin Köppen

Christian Meene

Martin Voigt

Martin Schulze

Christian Schwager

Johann Meene

Friedrich Flügge

Gottlieb Meene, derzeit Schulze


Die ständig sich ändernden Besitzverhältnisse belasteten vor allem die Landbevölkerung. Pommersche und polnische Herzöge riefen zu verschiedenen Zeiten Mönche, Edle, Bauern und Handwerker aus den deutschen Landen, um ihr Land besser wirtschaftlich zu erschließen und sich damit höhere Einnahmen zu sichern. Vergünstigungen für die Deutschen und ihr Streben nach Erfolg nährte den Hass der Slawen. Dieses Problem entstand in allen östlichen Ländern, auch in Böhmen, und führte schließlich in der Neuzeit zu den bekannten ethnischen Säuberungen, vor allem nach dem 2. Weltkrieg.


Als günstiges Siedlungsgebiet mit strategischem Wert war die Insel Neuenhagen zu allen Zeiten Zankapfel, wechselte oft den Besitzer, erlebte Plünderungen, Hungersnöte und Missernten.

Die Uchtenhagen hatten als Lehensmann die Pflicht, ihre Untertanen vor Kriegsschäden zu schützen. Im eigenen Interesse kamen sie dem auch weitgehend nach.

Unter den Hohenzollern hörte dieser Schutz auf. Der schwache Kurfürst Georg Wilhelm vermochte während des 30-jährigen Krieges das Land nicht zu schützen. Die Dörfer wurden von den Schweden und den Kaiserlichen geplündert. 1639 war eine große Hungersnot. Die Leute aßen Hunde, Katzen, Kohlstrünke, buken aus Eicheln Brot.

Auch der Siebenjährige Krieg brachte viel Elend. 1758 rückten die Russen in die Neumark ein, wurden von Friedrich II. bei Zorndorf geschlagen, kamen 1759 wieder und besiegten Friedrich bei Kunersdorf. Die Kirchenbücher von Altglietzen und Neuenhagen enthalten interessante Notizen. Am 19.08. kam ein Kommando von 59 Kosaken nach Neuenhagen und

Umgebung. Am 21.08. kamen noch 700 Grenadiere und Husaren dazu. Die Gemeinden mussten Vieh und Nahrung liefern. Am 27.08. kam unvermutet eine Streife


Kosaken von 18 Mann, von denen 9 in die Pfarrei einbrachen und plünderten, Pastor und Frau drangsalierten. Dieselbe Truppe plünderte auch im Schloß Neuenhagen, marterte den Oberamtmann Berg, so dass er am 20. September in Oderberg starb. 1760 wurde die Neumark wieder besetzt und geplündert. Am 27. Oktober brannte ein Kommando die Brücke über den Oderkanal ab. Die Drangsal ging bis 1762 weiter.

Der Scheffel Roggen kostete 7, 12 und sogar 16 Taler, die Gerste 5 Taler.


Aus der Freienwalder Umgebung sind die Grundherren Barfuß, Pfuel, Sparr, Uchtenhagen und Krummensee bekannt.

Im 15. Jahrhundert wurden durch erhöhte Abgaben zahlreiche selbständige Bauern gezwungen, ihr Eigentum dem Grundherren zu übergeben. Man spricht vom Bauernlegen. Durch die Kriege, Verwüstungen, Plünderungen, Tötung und Vertreibung der Bauern, erhielten die Grundherren eine weitere Möglichkeit, ihren Besitz erheblich zu vergrößern. Verarmte Ritter wurden zu Räubern, wie die Quitzows und Lindows.

1433 fielen die Hussiten ein.

1450 starb ein Drittel der Bewohner an der Pest.

1454 kaufte Kurfürst Friedrich II. die Neumark vom Deutschen Orden wieder zurück.


Kurfürst Joachim II. führte 1539 die Reformation ein. Das bedeutete Auflösung von Klöstern, Gottesdienste in deutscher Sprache, Begründung eines einheitlichen Schulsystems.


Die Städte Freienwalde und Wriezen litten besonders unter den Wirren des 30-jährigen Krieges, so 1627 durch Einquartierung und Plünderung schwedischer Regimenter. Dazu wütete die Pest. 1550 gab es in Freienwalde 700 Tote, 1630 waren es 288 und 1638 221 Tote.

1806 erreichten französische Truppen das Kreisgebiet. Die beiden Städte hatten jahrelang französische Truppen zu versorgen und verarmten unter den Kriegsschulden.

Geschichte

Neuenhagens

Lage, Geologie


Die Hauptrolle der Landschaftsgestaltung spielte die letzte Vereisung ( Weichselvereisung).

Die endgültige Oberflächengestaltung ist auf das südpommersche Stadium zurückzuführen. Bogenförmige Endmoränen sind das Ergebnis.

Die Abschmelzung des ein bis zwei Kilometer dicken Eises erfolgte von Süd nach Nord während des Sommers. Das Schmelzwasser sammelte sich im Thorn-Eberswalder Urstromtal. Es bildete sich ein Stausee von Niederfinow bis zur Weichsel. Der Überlauf erfolgte in das Havel- und Elbegebiet. Der Oderberger See und der Lieper See sind Kolkbildungen.

Die zwischen Stadtweg und Neuenhagen-Ausbau zu sehenden Bändertone, entstanden durch Ablagerung fetter Tonteilchen aus dem getrübten abwasserlosen Binnenwasser unter der ruhenden Eisschicht im Winter und abgesetztem Sand zur Sommerzeit. Die Bänder ergeben etwa 100 Jahre.

Wassermengen nach der Abschmelzzeit unterliegen der Vermoorung. Zu den wichtigsten Ablagerungen gehören die Geschiebe, die als Kies- und Sandgruben wirtschaftliche Bedeutung hatten.

Der Neuenhagener Sporn ist ein Umlaufberg im unteren Oderbruch, welcher 1753 durch den Oderdurchstich von der ostwärts liegenden Hochfläche künstlich abgetrennt wurde. Das von der Alten und Neuen Oder umflossene Gebiet trägt seither den Namen „Insel Neuenhagen“.

Der in der Tiefe liegende Septarienton ist der älteste Ton unserer Gegend. Septarien werden die steinharten Knollen genannt, die einen hohen Kalkgehalt haben. Über dem Septarienton entstand, z. B zwischen Schiffmühle und Neutornow, Braunkohle, die allerdings keine wirtschaftliche Bedeutung hatte. Die Bändertone der Insel sind jünger als die Braunkohle, also zur Eiszeit entstanden.

Während der letzten Eiszeit lag nördlich von Bad Freienwalde eine der wichtigsten Stillstandslagen des Eisrandes, die pommersche Endmoräne, die von Chorin ( Kloster) bis nach Liepe läuft, dann aussetzt und sich erst südlich

von Bralitz wieder fortsetzt. Die höchsten Kuppen ( von 75 und 84 Meter – Granitkuppen) liegen so hoch wie bei Chorin.

Als das Inseleis bei Schiffmühle lag, gab es noch kein Oderbruch. Dort lag Toteis, über das die Schmelzwasser in Richtung Eberswalde oder ins Warschau-Berliner Urstromtal abflossen.

Aus dem Königsberger Kreiskalender 1937

Ein vorgeschichtlicher Schatzfund von Gabow

von Dr. Fiddicke


1933 und 1934 wurden von Ludwig Dornfeld am Westhang der Granitkuppe 11 Lanzen-

spitzen aus harter Bronze (Kupfer – Zinn 10 : 1) gefunden. Die Formen und Verzierungen verraten einen hohen Stand von technischer und künstlerischer Leistung. Sie wurden gegossen, geglättet, geschärft und schließlich verziert. Der Fund stammt vom Ausgang der Bronzezeit etwa 1000 bis 800 Jahre v. d. Zw. Der Fundort liegt an der Grenze zwischen germanischen und illyrischen Siedlungsstätten.

Die Erz- und Bronzegießer zogen von Dorf zu Dorf, unbrauchbare Geräte wurden umgegossen und umgearbeitet. Es ist anzunehmen, dass ein Bronzegießer seine Ware aus Sicherheitsgründen vergraben hat.


Sorgfältig ist das Gräberfeld in Bralitz in den Jahren 1839 und 1900 untersucht worden. Das Feld war vier Morgen groß und barg ursprünglich wohl 800 bis 900 Urnengräber. Jedes Grab enthielt mehrere Urnen, die größte enthielt die Leichenbrandreste. Zu den Beigaben gehörten


Buckelurnen, Töpfe, Pokale, Teller mit reichhaltiger Ornamentik. Selten waren Fingerringe aus Bronzedraht und Reste von Armreifen. Besonders wertvoll war ein doppelschneidiges Messer, das vielleicht als Rasiermesser gedient haben mag.

1920 erfolgten durch Dr. Kiekenbusch Nachgrabungen gegenüber dem Bahnhof Oderberg-Bralitz. Fundorte sind auch der Döbbelin, Schiffmühle, Neutornow, Herrnwiese, in den Neuenhagener Kiesgruben, an der Grenze zwischen Neuenhagen und Altglietzen.


Dieser günstigen Siedlungszeit folgte ein Witterungsumschlag mit 2 bis 3 % geringeren Temperaturen. Das Ansteigen des Ostseespiegels, der Rückgang des Getreideanbaues, Hungersnöte führten zur Abwanderung der Stämme nach Süden.

Aus einer Dorfordnung von 1698


Die Ordnung verlange einen christlichen Lebenswandel und regelmäßigen Kirchenbesuch; „zu solcher Beförderung soll der Schulze einen Kerbstock erhalten, darauf die aus der Kirche bleiben aufgeschnitten werden“. Am alljährlichen Dingetage wurden für jedesmaliges mutwillige Wegbleiben aus der Kirche 2 Gr. Strafe erhoben. Gotteslästerer soll „öffentlich am Kaak anderer zur Abscheu drei Sonntage nacheinander gestellt werden“.


Beim Bau und Ausbesserung von Pfarre und Küsterei, von Kirche und Kirchhof sollte das ganze Dorf helfen und ihrer Leiber Ruhestätte fein rein und sauber halten.


„Ein Jeder Hausvater soll seine Kinder fleißig zur Schule halten – damit auch der Küster und Schulmeister keinen übersetzen, so soll ihm von einem Kinde, welches in der Fibel lernt, das


Vierteljahr 2 Gr., von einem, so Evangelio lieset 4 Gr. Und dem, so dass bei ihm schreiben lernet, 6 Gr. zu ihrem Meßkorn gegeben werden“.


Der Kirchenacker ist von den Dorfleuten zu bestellen und für das Gotteshaus zu ernten. Die Kirchenrechnung hat der Pfarrer alljährlich auf den Dingetage zu legen, das Kirchenvermögen wird von den Kirchenvorstehern mitverwaltet.


Wenn die Pauerglocke geläutet wird, soll ein jeder Untertan selbst oder sein Weib innerhalb ½ Stunde zum Schulzen kommen. „Des weiteren sollen die Untertanen, da ihnen die Dienste zur Hälfte erlassen, des Morgens mit der Sonne Aufgang zum Dienst einfinden tüchtig Werkzeug mitbringen, besonders die Bauer gute Wagen, Pflüge und Eggen, nachmals sollen sie mit allem fleißig bis Mittag arbeiten, zwei Stunden füttern, und sodann bis Sonnenuntergang ihren Dienst vollenden“.


§ 16 schreibt die Feuerrüstung vor – lederne Eimer, Laternen, Feuerhacken und Leitern, was alle ¼ Jahr nachgeprüft werden soll. Backöfen dürfen nur am Tage geheizt werden, mit brennendem Kien darf niemand frei herumgehen, auch in den Wirtschaftsräumen keiner „Toback schmauchen“. Derjenige, der bei Bränden die Glocke zuerst zieht bzw. das erste Wasser herbeibringt, soll eine Prämie von 16 Groschen erhalten. „Wenn in der Nachbarschaft etwas zu bauen, zu bessern und zu verrichten, soll ein jeder mit allem Fleiß das Seinige dabei tun“.


Aus § 28 und § 29 geht hervor, dass die Felder damals noch mit Hecken umgeben waren, die Eingänge waren durch ein „Heck“ verschlossen. Wege, Brücken, Gräber musste die Gemeinde in „guter Ordnung halten“.


„Es sollen auf St. Philippe Jacobi Tage ( 1. Mai) alle Rücke, Zäune, Dorfrücken und Hecken fertig gemacht und alle Wiesen und Felder von St. Philippe Tage verboten sein“. Zur Verhütung des Schadens auf dem Felde soll der Schulze ein Wröhe fleißig gehalten werden, aus diesem Grunde führt der Schulz ein Wröhebuch, in diesem sollen alle Flurübertretungen zunächst eingetragen und am Dingetage abgeurteilt werden. So finden wir z. B. darin verzeichnet, wenn der Bauer im Felde zwischen Schwaden und Mandeln die Pferde gehütet – oder wer am Sonntag gemäht hatte.

Niemand von der Gemeinde soll sein Vieh in Hönungen treiben, ehe solche gänzlich freigegeben. Hönung – Heinung. Die Viehhütung war genau geregelt. Die Aufhütung erfolgte im Felde wie auf der Heide, im Felde wie auf der Brache als auch auf der Stoppel nach der Ernte. Anfang und Schlußtermin waren vorgeschrieben.

In der Heide gingen die Mastschweine.


Auf dem Acker sonderte man die Hütung des Zugviehs und die des übrigen Viehs ab, um diese Absonderung zu bewirken, zog man sogenannte Heinungen. Man wählte nämlich den besten Teil des zu beweidenden Acker aus, umzog ihn mit einer Furche, welche die Grenze bezeichnete, und innerhalb dieser Grenze wurde das Rindvieh des Nachts bewacht. Erst wenn die Heinung aufgegeben wurde, war die Hütung des anderen Viehes auch an diesen Stellen gestattet.


Solche Heinungen wurden im Brach – und auch im Stoppelfeld gezogen. Man nannte den Vorgang „Heinungen streichen“.


Es sollen auch Schulzen und Schöppen und ganze Gemeinden 2 x im Jahr, also im Frühling und Herbst, die Grenzen umgehen, besichtigen, Zeichen machen, damit die Grenzen nicht in Vergessenheit geraten. Dass die Fluren noch teilweise ganz unbebaut seit dem 30-jährigen Kriege dalagen, geht aus § 59 hervor. Der Schulze soll dahin sehen und die Untertanen fleißig dazu antreiben, dass die wüsten Äcker geräumt, wieder nutzbar gemacht, und alles Holz darauf abgehauen werde.


„Die Weiber, die miteinander zanken und hadern, sollen jedesmal der Herrschaft 12 Ellen Sackleinwand geben. Unzüchtige Tänze, schandbar Verdrehen und Schwenken vor dem Kruge auf den Kösten ( Taufen und Hochzeiten) will die Herrschaft gar nicht haben – wer von solchen unzüchtigen Wesen nicht verzichtet, soll in den Stock gelegt werden. ( Stockschläge)


Bier gibt es im Kruge im Winter nur bis 8 Uhr, im Sommer bis 9 Uhr.


Nach absterben eines Dörflers hatten Schulzen und Schöppen ein amtliches Nachlaßverzeichnis aufzunehmen und dem Ortsgericht weiterzureichen.


Dieses „Gesetzbuch des Ortes“ blieb noch bis ins 19. Jahrhundert bestehen.

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